Sauergräser
Sauergräser (Cyperaceae) sind eine weltweit verbreitete Pflanzenfamilie mit bedeutender ökologischer Rolle und praktischer Relevanz in verschiedenen Bereichen. Im Folgenden findest du eine strukturierte Übersicht:
Definition und Beschreibung
Sauergräser (Familie Cyperaceae) sind meist krautige Pflanzen, die Gräsern ähnlich sehen, botanisch aber zu einer anderen Familie gehören. Zu den bekanntesten Gattungen zählt die Segge (Carex).
Typische Merkmale:
Stängel meist dreikantig und ungegliedert (Merkregel: „Sauergräser sind sauer, sie haben Kanten und keinen Knoten“).
Blätter: schmal, grasähnlich, meist dreizeilig angeordnet.
Blüten: klein, unscheinbar, windbestäubt; in Ähren oder Köpfchen.
Standorte: oft auf feuchten, nährstoffarmen oder sauren Böden, z. B. Moore, Feuchtwiesen, Uferbereiche.
Landwirtschaftliche Bedeutung
Futterwert: Gering bis mäßig. Sauergräser sind oft hart und schwer verdaulich, daher ungeeignet als hochwertiges Weide- oder Heufutter.
Indikatoren: Vorkommen von Seggenarten (z. B. Carex spp.) weist oft auf nasse, saure oder nährstoffarme Böden hin – wichtig für die Standortdiagnose.
Beikräuter: In intensiv genutztem Grünland oft unerwünscht, da sie andere Futtergräser verdrängen.
Forstwirtschaftliche Bedeutung
Standortanzeiger: Sauergräser wie Waldseggenarten können Hinweise auf die Bodenfeuchte, Nährstoffversorgung und Säuregrad geben – wertvoll bei der Standortkartierung und Baumartenwahl.
Bodenbedeckung: In Verjüngungsflächen können sie durch dichte Horste die Naturverjüngung hemmen, v. a. bei Fichten oder Tannen.
Wettbewerb: Sauergräser konkurrieren in Forstkulturen gelegentlich mit Jungpflanzen um Licht und Wasser.
Ökologische Bedeutung
Lebensraumfunktion: Wichtig für Moore, Feuchtwiesen und Uferökosysteme. Viele seltene Tier- und Pflanzenarten sind auf sie angewiesen.
Erosionsschutz: Ihre dichten Wurzelgeflechte stabilisieren den Boden an Gewässerrändern.
Wasserspeicher: In Mooren und Feuchtgebieten tragen Sauergräser zur Wasserretention bei.
Artenvielfalt: Einige Seggenarten sind Schlüsselarten in bestimmten Pflanzengesellschaften, z. B. in Binsensümpfen oder Seggenrieden.
Jagdliche Bedeutung
Deckung: Dichte Bestände bieten vielen Wildarten (z. B. Rehwild, Bodenbrütern) gute Deckung und Äsungsflächen, v. a. in Feuchtgebieten.
Nahrungsangebot: Gering. Der Futterwert für Schalenwild ist niedrig, jedoch werden junge Triebe gelegentlich beäst.
Indikator für Biotopqualität: Sauergräserreiche Bestände sind oft Hinweise auf naturnahe, strukturreiche Feuchtbiotope, die für viele jagdlich interessante Arten (Wasser- und Niederwild) von Bedeutung sind.
Hier ist eine Übersicht über heimische Arten von Sauergräsern (Familie Cyperaceae) in Mitteleuropa, insbesondere im deutschsprachigen Raum. Sie gehören vor allem zur Gattung Carex (Seggen), aber auch zu anderen Gattungen wie Schoenoplectus, Eriophorum oder Scirpus.
🔹 Wichtige heimische Arten von Sauergräsern
1. Gattung Carex (Seggen) – über 100 Arten in Mitteleuropa
Rasen-Segge
Carex nigra
Feuchtwiesen, Moore
Blasen-Segge
Carex vesicaria
Nasse Wiesen, Uferbereiche
Fuchs-Segge
Carex vulpina
Feuchte Standorte, Wegränder
Hirse-Segge
Carex panicea
Nasse, saure Wiesen
Binsen-Segge
Carex remota
Feuchte Wälder, Quellbereiche
Spitzblütige Segge
Carex acuta
Flutrinnen, Auengebiete
Schlanke Segge
Carex gracilis
Feuchte Magerwiesen
Graue Segge
Carex flacca
Trockenrasen, Magerrasen
Stern-Segge
Carex echinata
Moore, Quellfluren
Scheiden-Segge
Carex vaginata
Alpen, Moorwälder
2. Gattung Eriophorum (Wollgras)
Scheiden-Wollgras
Eriophorum vaginatum
Hochmoore, Torfmoosgesellschaften
Schmalblättriges Wollgras
Eriophorum angustifolium
Übergangsmoore, Nasswiesen
3. Gattung Schoenoplectus (Teichsimsen)
Gewöhnliche Teichsimse
Schoenoplectus lacustris
Stillgewässer, Ufer
4. Gattung Scirpus (Binsensimsen, heute z. T. in Schoenoplectus oder Bolboschoenus)
Schlank-Simse
Scirpus sylvaticus
Sumpfwiesen, Feuchtbrachen
Knoten-Bolbosimse
Bolboschoenus maritimus
Salzwiesen, Brackwasserzonen